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Ehrenamtliche Seelsorge in der Notaufnahme am Krankenhaus Martha-Maria in Nürnberg
"Wir sehen und wir hören Dich!"
Das gibt es in dieser Form nirgendwo sonst in der Region: Seit Ostern 2021 unterstützen zehn ehrenamtliche Seelsorger die Notaufnahme am Krankenhaus Martha-Maria in Nürnberg. Die Männer und Frauen zwischen 55 und 70 Jahren sind gerade frisch in den Ruhestand getreten oder arbeiten hauptberuflich als Verkäufer, Lehrer oder im Baugewerbe. Weil sie Lust auf ein ganz besonderes Ehrenamt haben, meldeten sie sich nach einem Aufruf der Martha-Maria Krankenhausseelsorger Martin Jäger und Anton Baier für das neue Projekt SINA (Seelsorge in der Interdisziplinären Notaufnahme) an. In einem 10-monatigem Kurs wurden sie zu ehrenamtlichen Seelsorgern in der Notaufnahme ausgebildet. Das Wissen wurde an sechs Gruppenabenden, einem ganzen Studientag und einem Praktikum vermittelt. „Wer als Patient in der Notaufnahme landet, den wirft es erstmal aus seinem Lebensalltag heraus, “ sagt Pastoralreferent Anton Baier. „Dort begegnen die ehrenamtlichen Seelsorger den Patienten, um zu sehen, was den Menschen in dieser Ausnahmesituation gut tut. Oft hilft einfach nur Reden. “ Auch praktische Hilfe kann natürlich angeboten werden, zum Beispiel Anrufe bei Angehörigen. „Wichtig ist, dass sich die Patientinnen und Patienten gesehen fühlen. Gerade bei langen Wartezeiten in der Notaufnahme soll sich kein Mensch vergessen vorkommen, “ betont Pastor Martin Jäger.
Die ehrenamtlichen Seelsorger in der Notaufnahme können sich selbstständig in einen Monatskalender eintragen, jede Schicht dauert ungefähr zwei bis drei Stunden. Dabei tragen die Männer und Frauen blaue Funktionskleidung, damit sie als Teil des Krankenhausteams wahrgenommen werden. Die Resonanz der Patientinnen und Patienten auf die ehrenamtliche Seelsorge ist durchweg positiv. Ruth Kalbskopf gehört zum neuen Team der ehrenamtlichen Seelsorger in der Notaufnahme am Krankenhaus Martha-Maria. Die frühere Kindergartenleiterin hofft auf gute Begegnungen: „Ich wünsche mir, dass ich immer mehr in diese neue Aufgabe hineinwachse, damit ich den Menschen in der Notaufnahme in ihrer Extremsituation beistehen und helfen kann.“ Auch Monika Horst ist Teil des Projekts SINA. Sie hatte bereits zehn Einsätze als ehrenamtliche Seelsorgerin in der Notaufnahme: „Es erfüllt mich wirklich total. Viele Menschen erzählen mir ihre Lebensgeschichte, das ist wahnsinnig berührend, “ erzählt die 65-jährige. Sie hat früher am Nürnberger Flughafen gearbeitet und ist glücklich über ihr neues Ehrenamt: „Den Menschen tut es in dieser verletzlichen Situation einfach gut, alles mal rauszulassen. Ich halte auch mal die Hand der Patienten und lasse mich voll auf sie ein.“
Am Krankenhaus Martha Maria in Nürnberg gibt es neben den neu etablierten ehrenamtlichen Seelsorgern in der Notaufnahme übrigens noch weitere Ehrenamtliche: Bei der sogenannten Sitzwache begleiten die Ehrenamtlichen im Rahmen des Palliativprojekts am Krankenhaus Schwerkranke oder Sterbende. Außerdem arbeiten rund 50 „Grüne Damen“ am Krankenhaus Martha-Maria in Nürnberg. Sie lesen vor, fahren Pflegebedürftige im Rollstuhl spazieren, betreuen die Patientenbibliothek oder kümmern sich um viele weitere zwischenmenschliche Themen.